Stromflut aus Deutschland - Schweiz protestiert

Gutes Wetter in Deutschland verursacht in der Schweiz Probleme bei Stromproduktion in Pumpspeicherkraftwerken - das klingt zunächst unsinnig, ist aber eine Folge der deutschen Energiewende.

Überkapazitäten durch Wind- und Solarstrom

Schweizer Pumpspeicherkraftwerke sind dazu konzipiert, mit günstigem Nachtstrom Wasser in höher gelegene Becken und Seen zu befördern, um dieses in den Spitzenverbrauchszeiten um die Mittagsstunden abzulassen, damit Strom zu produzieren und den hohen Bedarf gezielt zu decken. Allerdings ist um diese Zeit die Solarstromproduktion in Deutschland am höchsten, so dass Überangebote im Stromnetz die Preise drücken. Ein Grund für die Schweizer Bundesrätin Doris Leuthardt, mit Nachdruck ein Stromabkommen zwischen der Schweiz und der EU in Brüssel in Angriff zu nehmen. Schließlich produzieren Schweizer Kernkraftwerke zu Preisen zwischen fünf und sieben Rappen je Kilowattstunde - der europäische Handel bewegt sich auf einem Preisniveau von rund vier Rappen.

Stromgeschenke durch Überproduktionen

Das grundlegende Problem der fehlenden Speichertechnologien für die Überproduktionen an Solar- und Windstrom treibt aber noch ganz andere Blüten: In Spitzenzeiten zahlen Deutsche dafür, dass deutscher Strom überhaupt abgenommen wird. Begünstigt durch optimale Wetterverhältnisse trat dieses Phänomen zuerst an Weihnachten 2012 auf, als für deutschen Strom ein negativer Preis von 220 Euro pro Megawattstunde erreicht wurde - also draufgezahlt werden musste. Was zunächst wie ein Geschenk aussieht, bereitet in den anliegenden Ländern, denn nicht nur die Schweiz ist betroffen, der heimischen Stromindustrie reale Probleme. Die Flutung mit billigem Strom aus Deutschland beeinträchtigt die Binnenmärkte und damit die Existenz der Kraftwerke. Die deutschen Stromgeschenke haben also einen ziemlich bitteren Beigeschmack - und dürften für reichlich Gesprächsstoff in den nächsten Wochen sorgen. 

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