Wirtschafts-Nobelpreisträger Pisaridis stellt Euro in Frage

Pisaridis fordert harte Schnitte und Reformen von den EU-Mitgliedsländern, da ansonsten auch die Abschaffung des Euro eine Option sein müsse. Ein weiter anhaltendes "Durchwursteln" der Verantwortlichen hält er für untragbar.

Kräftige Schuldenschnitte und echte Bankenunion

Christopher Pisaridis, Forscher an der London School of Economics, kritisiert die aktuelle Politik in den EU-Staaten als "Durchwursteln" und spricht sich für dringend notwendige Reformen aus. Dazu gehören nach seiner Meinung neben der gemeinsamen Bankenaufsicht und einer echten Bankenunion auch eine "bessere finanzpolitische Abstimmung in der Euro-Zone", die am besten eine unabhängige Agentur kontrollieren sollte. Das Instrument Schuldenschnitt sollte durchaus eingesetzt werden, aber nicht in kleinen Schritten, sondern es müsse ein substanzieller Schuldenerlass als wichtiges Signal an potenzielle Investoren durchgeführt werden. Wichtig wäre die Botschaft, dass es sich um einen einmaligen Haircut handelt. Blieben diese drastischen Reformen aus, sollte man auch über dieAbschaffung des Euro nachdenken.

Geplanter Mindestlohn in Deutschland ebenfalls kritisiert

In dem in Deutschland diskutierten Mindestlohn in Höhe von 8,50 Euro pro Stunde sieht Christopher Pistaridis, der im Jahr 2010 den Ökonomie-Nobelpreis für seine Forschungen im Arbeitsmarktbereich erhalten hatte, eine Gefahr, da dieser bei rund 58 Prozent des Lohn-Mittelwertes liegt. Erfahrungsgemäß würden Mindestlöhne bis zu 40 bis 45 Prozent des Lohn-Mittelwertes positive Effekte bewirken, darüber hinaus aber für Arbeitgeber eine Zurückhaltung bei der Schaffung neuer Arbeitsplätze notwendig machen. Zum Vergleich: In Großbritannien wurde der Mindestlohn auf 46,7 Prozent und in den USA auf 38,3 Prozent festgelegt, nur Frankreich übertrifft die deutschen Pläne mit 60,2 Prozent. Die drastische Kritik des Nobelpreisträgers kommt zu einer Zeit, in der über weitere Schritte für Griechenland nachgedacht wird - abzuwarten bleibt, inwieweit er Gehör findet. 

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